Bereits seit langer Zeit waberte das Gerücht durch die Partei: Jörg Meuthen zieht sich als Bundessprecher zurück, wird demnach auf dem bereits geplanten Bundesparteitag Ende des Jahres in Wiesbaden nicht mehr antreten. Und am 11.10.2021 wurde es dann offiziell: Meuthen tritt tatsächlich nicht mehr an – so jedenfalls lief es über seine diversen Hauspostillen der Mainstream-Presse. Endlich! Lange genug hatte der sich selbst als das „Aushängeschild“ der sog. „Bürgerlichen“ bezeichnenden „Fachhochschulprofessor“ – Schwerpunkt: Beamten das Thema „Wirtschaft“ nahebringen – bockig gegen Parteitagsbeschlüsse gestellt, seine eigene Agenda mit eigenen Inhalten verfolgt (z.B. im Bereich der Sozialpolitik oder auch hinsichtlich des vom Bundesparteitag beschlossenen „DEXIT“) und durch Dissonanzen und störende Zwischentöne der Partei permanent massiv auch über die Presse geschadet. Zuletzt im Bundestagswahlkampf konnte man klar erkennen, dass er gegen die von der Basis mehrheitlich gewählten Alice Weidel und Tino Chrupalla gearbeitet hat. Die bekannte Bundespressekonferenz nach der Bundestagswahl zeigte die unüberbrückbaren Gegensätze und persönlichen Abneigungen zwischen Meuthen und Chrupalla/Weidel mehr als deutlich.
Noch vor wenigen Wochen hatte Meuthen, der im Rahmen des „Spendenskandals“ massive persönliche Vorteilsnahmen erhalten hatte und gegen den noch immer die Staatsanwaltschaft wegen potentieller Straftaten ermittelt, betont, die „Mehrheit der Partei“ stehe hinter ihm. Nach den Ergebnissen der Bundestagswahl, die in den Wahlergebnissen ein klares Ost-West-Gefälle zugunsten der „Klartext-Ostverbände“ zeigte und den von Meuthen favoritisierten Anbiederungskurs in den Westverbänden eine klare Absage erteilte, schwanden die parteiinternen Zustimmungswerte immer mehr. Zuletzt eignete er sich nicht einmal mehr als „bürgerliches Feigenblatt“.
Mit („Spenden“-) Meuthen geht der noch immer dem größeren Erfolg der AfD im Wege stehenden Gruppe der vermeintlich „Bürgerlichen“ – überwiegend Ex-Altparteien-Wracks und Sympathiesanten der sog. „Alternativen Mitte“ (AM), die im Gegensatz zum offiziell aufgelösten „Flügel“ in den erfolglosen Westverbänden noch immer mehr oder weniger organisiert und aktiv ist – die Gallions- und Identifikationsfigur abhanden. Das dürfte für eine gewisse Kopflosigkeit sorgen, die wohl bis zum Jahresende nicht vollständig behoben sein dürfte.
Denn jetzt spriessen die wilden Spekulationen: Wer folgt Meuthen nach? Bei den kommenden Bundesvorstandswahlen dürften die erfolgreichen Ostverbände – zu Recht – ein stärkeres Gewicht erhalten. Tino Chrupalla scheint als Bundessprecher „gesetzt“, Alice Weidel wird ggf. nicht mehr für den Bundesvorsitz kandidieren. Grund hierfür könnte ihr schwindender Rückhalt sein, den man zuletzt bei der Wahl der Fraktionsspitze beobachten konnte. Weidel entging nur sehr knapp einer Blamage. Zudem scheinen massive finanzielle Probleme in dem von ihr verantworteten Landesverband Baden-Württemberg zu bestehen: Die Landesschatzmeisterin ist bereits aus Protest über die untragbaren Zustände zurückgetreten, die verantwortlichen Rechnungsprüfer beklagen in diversen Anschreiben an den Landesvorstand die mangelhafte Inaugenscheinnahme prüfungsrelevanter Geschäftsvorfälle und eine ggf. unsolide bzw. unvollständige Rechnungslegung.
Wen aber sollten bzw. könnten die Meuthen-Claqueure an seiner Stelle für die demnächst vakante Führungsposition aufbauen? Eine „Scherz-Kandidatur“ konnte man vor einigen Tagen bereits der Presse entnehmen: Ausgerechnet der politisch blasse und erfolglose Sprecher des „Versager-Landesverbands“ NRW, Rüdiger Lucassen, hat vorschnell und völlig übermotiviert aber medienwirksam seinen Hut in den Ring geworfen. Dem Vernehmen nach hat er wohl innerhalb des „Flügels“ bereits auszuloten versucht, ob er auf breite „Gefolgschaft“ zählen kann (allerdings scheint man den „Veweser aus NRW“, der den Verband nahezu auf allen Ebenen und in allen Bereichen heruntergewirtschaftet hat, mit seiner Neo-Nazi-Gefolgschaft in Person des „demokratischen Freislers“ Matthias Helferich, bereits vom Hof gejagt haben). Zumal Lucassen auch entgegen eigener Bekundungen nur eine Handvoll Wahldelegierte nach Wiesbaden mitbringen würde – im Schwerpunkt wohl nur die IB-lastigen „Helferich-Sturmtruppen“ der „Jungen Alternative“ (JA). Somit stehen die Chancen für den zur völligen Selbstüberschätzung und Realitätsferne neigenden Lucassen derzeit schlecht.
Dennoch muss man für eine gesamtdeutsche Partei wohl auch einen Vertreter der Westverbände in die Parteiführung aufnehmen. In Ermangelung von politisch überzeugenden Persönlichkeiten bleibt hierbei die Auswahl allerdings sehr begrenzt. Als mögliche Kandidaten werden insbesondere die beiden im Kampf um die Spitzenkandidatur im Bundestagswahlkampf, Joachim Wundrak (Niedersachsen) und Joana Cotar (Hessen) genannt. Der ehemalige Berufssoldat Wundrack erscheint allen Lagern auf den ersten Blick als „vermittelbar“, allerdings fehlen ihm politische Erfolgsnachweise. Mangelnde politische Kompetenz muss auch bei der Feng-Shui-Beraterin Cotar unterstellt werden, die sich zudem durch sehr starke Meuthen-Unterstützung sowie massiv spaltende Äußerungen in den Sozialen Medien in der Vergangenheit wohl als Kandidatin endgültig disqualifiziert hat. Ginge es bei der AfD – ausnahmsweise – nach „Kompetenz“, bliebe wohl nur der bayerische Spitzenkandidat Peter Boehringer als West-Kandidat übrig – ob er kandidieren will, ist allerdings derzeit nicht offiziell bekannt.
Sollte sich bis zum AfD-Bundesparteitag eine neue Bundesregierung in Berlin gebildet haben, ist noch ein ganz anderes Szenario für die Partei und deren zukünftige Entwicklung relevant: Dem Vernehmen nach planen nach dem Rückzug Meuthen´s breite Teile der sog. „Bürgerlichen“ die Abspaltung von der Partei – auf Bundes-, Landes- sowie Kommunalebene soll es sich um mehr als hundert Mandatsträger handeln, die die Partei in Richtung einer Altpartei verlassen wollen. Entsprechende vertrauliche Gespräche sollen bereits aufgenommen worden sein. Dies wäre ein herber Schlag für die AfD, die aufgrund der vermeintlich „Bürgerlichen“ schon bei der Bundestagswahl erhebliche Ergebniseinbussen hinnehmen musste.
Umso wichtiger wird aus diesem Grund gerade auch die bevorstehende Wahlversammlung der AfD-NRW (ab 23.10.2021 in der Essener Gruga-Halle): Hier sollten die Delegierten peinlich genau darauf achten, wer eher im Meuthen-orientierten „Lager“ zu verorten ist und wer nicht. Insbesondere die bereits bei Abakus.News vorgestellte „Kölner Klüngel-Mischpoke“ der Erfolglosen und Eigenversorger sollte bei der Mandatsverteilung möglichst unberücksichtigt bleiben. Aufgrund des zu erwartenden schwachen Ergebnisses zur Landtagswahl 2022 in NRW sollten lediglich die ersten zehn Listenplätze der Reserveliste als sicher gelten – sofern die Partei überhaupt die 5%-Hürde schafft. Es wäre ein herber Schlag, wenn die frisch gekürten Mandatsträger dann anschließend im Block die AfD in NRW in Richtung Altpartei verlassen würden – natürlich mit dem jeweils frischen fünfjährigen Versorgungsmandat.

