„Die Jugend steht auf“ – mit diesem nicht wenig ambitionierten Slogan versucht die Nachwuchsorganisation der AfD, die sog. „Junge Alternative“ (JA) in der Hauptstadt Berlin ein Zeichen des Protestes und Widerstands zu setzen. Nach dem völlig misslungenen Auftritt des „demokratischen Freislers“ Matthias Helferich und seinem libertären, grazilen Mitstreiter und „Bruder im Geiste“ Sven Tritschler in Dortmund am 30.11.2021 (nur klägliche etwa 150 Bezahltkräfte der Partei sowie einige einschlägig bekannte Neo-Nazis drückten sich auf der Versammlung herum) hat sich nunmehr offenbar die Bundesorganisation vorgenommen, es deutlich besser zu machen. In Dortmund gab es neben den peinlichen Teilnehmerzahlen und unterdurchschnittlichen Redebeiträgen weder Fackelmarsch noch deutsches Liedgut. Dafür allerdings Randale, Gewalt und Verhaftungen. Der „Sturm auf Berlin“ fiel ebenfalls aus.
Der klägliche Reinfall soll sich für Helferich, das „freundliche Gesicht des NS“, nicht wiederholen: Mit seinen „Kameraden“ will er jetzt in der Hauptstadt Berlin aufmarschieren, mit dabei sicherlich auch zahlreiche Politik-Versager aus NRW wie etwa Carlo Clemens oder Roger Beckamp sowie die teilweise bei der Partei angestellte IB-Truppe, zahlreiche Burschenschaftler oder auch die ständig breit grinsenden AfD Poster-Girls. Beckamp wird als selbsternannter „Pseudo-Patriot“ erwartungsgemäß wieder seine putzigen Videos mit bekannt sinnbefreiten Kommentaren drehen. Er sieht sich selbst – nach den Rohrkrepierern „Fritzfeed“ und dem mittlerweile eingestellten Pamphlet „Arcadi“ – als den relevanten „Influencer“ der Neu-Rechten-Szene in der AfD an. Eine erneute masslose Selbstüberschätzung des „Immobilienanwalts“ aus Köln – aber bei vielen intellektuell benachteiligten „Kameraden“ kann Beckamp damit punkten. Sogar die Sezession ist schon auf den „Patrioten-Darsteller“ hereingefallen.
Man darf gespannt sein, ob der JA-Aufmarsch am Samstag auf dem Washingtonplatz (direkt vor dem Hauptbahnhof) die hohen Erwartungen der „Kameraden“ erfüllen kann und „die Jugend“ tatsächlich in Berlin „aufsteht“. „Das Ruhrgebiet“ stand bekanntlich in Dortmund eher nicht auf. Die links-rot-grüne Protestbewegung „FridaysForFuture“ mit ihrer Gallionsfigur „Greta“ oder dem deutschen Abziehbild Lisa Neubauer kann problemlos mehrere zehntausend Teilnehmer unter den Jugendlichen mobilisieren. Der „demokratische Freisler“ als „Greta“ oder „Lisa“ der neu-rechten Bewegung?
Wenn man den Begriff „Jugend“ großzügig festlegt (bis 39 Jahre) dann umfasst die relevante Zielgruppe etwa 30 Millionen Bürger in Deutschland (davon allerdings ca. 14 Millionen unter 18 Jahren, inklusive Kleinkinder und Säuglinge). In Berlin (ohne Umland und Einzugsgebieten wie etwa das brandenburgische Potsdam) leben offiziell etwa 3,7 Millionen Menschen, davon ca. 14% unter 15 Jahren (ca. 518.000), ca. 9% von 15 bis unter 25 Jahren (ca. 333.000) und ca. 32% von 25 bis unter 45 Jahren (ca. 1.184.000). Welche Aufmarsch-Dimension kann also erwartet werden? Wann ist die Veranstaltung als ein Erfolg zu werten? Und wie geht es eigentlich weiter, wenn die „Jugend“ tatsächlich „aufstehen“ sollte? Ziehen die JA-Recken dann direkt vor den Reichstag?
Das AfD-Umfeld sowie die Bundes-JA mit der mit ihr stark vernetzten Identitären Bewegung (IB) sowie diversen Neo-Nazi-Gruppen, Burschenschaftlern, Querdenkern und „Sondergruppen“ wie etwa Esoterikern sollten in etwa für solide 10.000 Teilnehmer sorgen können. Immerhin hat man noch versucht, sich mit dem Zusatz „Impf-Streik Deutschland“ zusätzlich ein überparteiliches Label umzuhängen. Von der „deutschen Jugend“ wird man im links-rot-grün dominierten Berlin mit einem Veranstalter „Junge Alternative Deutschland“ voraussichtlich aber nur sehr wenige erreichen können. An die „FridaysForFuture“-Zahlen wird man sicherlich nicht annähernd kommen können – dazu fehlt Helferich oder anderen JA-Vertretern die Bekanntheit und vor allem die Ausstrahlung. Und viele „Impfgegner“ bevorzugen tendenziell die einschlägigen und professionell organisierten Querdenker-Veranstaltungen oder regionale Versammlungen unabhängiger Organisatoren. Somit ist am kommenden Samstag – nach dem Rohrkrepierer und PR-Gau in Dortmund auf NRW-Ebene – alles über 10.000 Teilnehmern zumindest ein Achtungserfolg – alles darunter aber eine erneute Pleite.

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