Von Krypto-Konzept.com:
Die mit Spannung erwartete Sitzung der US-FED ist am 22.03.2023 ohne spektakuläre Ereignisse beendet worden: Gegen ca. 19.00 Uhr MEZ verkündete der Notenbankchef Jerome Powell ganz nüchtern, dass die US-Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 4,75%-5,00% angehoben werden. Damit hat sich die amerikanische Notenbank nach den aktuellen Bankenpleiten und der Befürchtung weiterer Schieflagen in den Kreditinstituten aufgrund des Zinsänderungsrisikos allerdings nur halbherzig für ihre Kernaufgabe – die Sicherung der Preisstabilität bzw. Bekämpfung der weiterhin hohen Inflation – entschieden. Erinnern wir uns: Noch vor der Pleite der SVB waren eigentlich 50 Basispunkte fest vorgesehen, die FED hat demnach angesichts der aktuell offenbar bedrohlichen Situation im Banken-, Pensionskassen- und Versicherungsmarkt nur noch leicht auf die Zinsbremse getreten.
Noch sind die vollständigen Auswirkungen des signifikanten Zinsanstiegs der letzten Monate in den jeweiligen Unternehmen und deren Bilanzen bzw. GuVs nicht vollständig klar – es könnte durchaus schnell zu weiteren Pleiten kommen. Denn viele Finanzintermediäre und ihr rein Bonus-orientiertes Management konnten sich von dem „süßen Gift“ des billigen Geldes nur sehr ungern verabschieden – man kann davon ausgehen, dass in den Büchern zahlreicher Unternehmen noch enorme Risiken schlummern. Solange die Staatsanleihen, die im Kurs teilweise dramatisch gefallen sind, nur als „Buchverluste“ in den Büchern mitgeschleppt werden müssen, bestünde eine jeweilige Risikoposition nur maximal bis zur entsprechenden Endfälligkeit der Anleihe. Wenn allerdings – wie bei der SVB – verstärkte Geldabflüsse durch Notverkäufe der Anleihen zur Darstellung der erforderlichen Liquidität kompensiert werden müssen, dann ist für die meisten Eigenkapital-armen Institute schnell das Ende der Fahnenstange erreicht.
Die FED hat sich mit Powell mehr recht als schlecht über den heutigen Tag gerettet: Denn wäre tatsächlich eine (durchaus vor dem Hintergrund einer konstant hohen Kerninflation) Zinserhöhung um 50 Basispunkte erfolgt, wären die Kapitalmärkte regelrecht in Panik geraten: Die nächsten Bankpleiten wären nahezu sicher gewesen. Hätte die FED heute aber überhaupt nicht gehandelt, dann wäre das Misstrauen der Kapitalmärkte deutlich angestiegen. Dies wäre ein fatales Signal gewesen, wären doch die Bankenrettungen in der Aufgabenpriorisierung vor die Inflationsbekämpfung gerückt. Und man hätte an den Kapitalmärkten gemutmaßt, dass die FED wohl noch von viel mehr Risiken im Bankenmarkt weiß oder diese vermutet. Ein ideales Szenario also für einen Börsencrash.
Viel interessanter als der wenig überraschende konzessionelle Zinsschritt war in der Präsentation von Powell der fast beiläufige Hinweis, dass die FED wohl vorerst keine weiteren Zinserhöhungen vornehmen wird und gleichzeitig – und das sorgte für Aufsehen – nicht mit einer Zinssenkung zum Jahresende bei den Leitzinsen rechnet. Diese Äußerung senkt an die nach den Bankenpleiten und der Credis-Übernahme relativ stabil notierenden Aktienbörsen ein fatales Signal: Einerseits wird die Real- und vor allem die Finanzwirtschaft bis zum Jahresende offenbar nicht wieder mit „billigerem“ Geld versorgt werden und anderseits geht die FED offenbar auch bis zum Jahresende von einer konstant hohen Inflation aus.
Beide Bedeutungen der Powell-Aussagen sorgten im späten nachbörslichen Handel zu einer deutlichen Korrektur des DAX-Index (Schlussstand: 15.107,64 nach einem Tageshoch von 15.298,49 und einem Test der 15.000 Punkte-Marke); auch der DOW JONES-Index zeigte sich beeindruckt und schloss in der Nähe seines Tagestiefs bei 32.030,11 (-1,63%). Ebenfalls setzte an den Kryptobörsen mit der Zinserhöhung nach zuletzt starken Kursanstiegen eine deutkiche Korrektur ein: Bitcoin (BTC) fiel von in der Spitze USD 28.818,00 auf bis zu USD 26.591,00.
Der Druck auf die Aktienkurse könnte sich zum Wochenende hin weiter erhöhen, sofern sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die FED-Erhöhung weder der Bankenrettung noch der Inflationsbekämpfung genutzt hat – und die Zinsen weiterhin auf Monate hoch bleiben werden.
Der Aktienkurs der UBS gab nach der Mega-Fusion mit der Credis erneut deutlich nach: Bei nur noch CHF 18,70 notierte die nun mit deutlichem Abstand einzige Großbank der Schweiz (die Credis-Aktien fielen auf CHF 0,83). Die erfolgreiche „Rettung“ des Bankenmarktes Schweiz könnte sich langfristig zu einem enormen Problem aufbauen, denn die Bilanzsumme der neuen UBS beträgt nunmehr fast das 2,5-fache des Bruttoinlandsproduktes der Schweiz. Eine einzige Bank ist demnach 2,5-mal größer als ihr Domizilland. Wie soll eigentlich vor diesem Hintergrund eine nächste potentielle „Rettung“ einer UBS aussehen?
Relativ stabil zeigt sich übrigens die Währung: Seit der „Bankenrettung“ ist der Schweizer Franken lediglich von 1,018 auf 1,001 in Relation zum Euro gefallen. Wir halten auch weiterhin trotz auch künftiger Belastungen des Bankensystems an einer positiven Beurteilung des Schweizer Frankens fest.
