Nach einem chaotischen Samstag (16.07.2022), der zum Leidwesen der Bundesspitze erneut das Signal einer gespaltenen und zerstrittenen Partei in die Öffentlichkeit sendete, setzten sich die Kuriositäten und Absonderlichkeiten im Rahmen des AfD-Landesparteitages in Baden-Württemberg auch am Sonntag (17.07.2022) weiter fort. In Stuttgart zelebrierten die sog. „Bürgerlichen“ leider erneut die in den Westverbänden der Partei weit verbreitenden Zerstörungs- und Zersetzungsstrategien, um die AfD weiterhin politisch schwach zu halten und mit einem allenfalls durchschnittlichen Personalangebot sehenden Auges in das politische Aus zu führen. Das seriöse politische Angebot von Dirk Spaniel und seinem breiten Team der Parteibasis hatte am Samstag leider keine Mehrheit erhalten – somit kam, was kommen musste.
Besonders dramatisch dabei: Die geringe Anzahl der Mitglieder, die das am Sonntag überhaupt noch zu interessieren schien, nahm im Vergleich zum Vortag nochmals spürbar ab. Nur noch etwas mehr als 300 (!) Stimmberechtigte (am Samstag waren es noch ca. 550 – in früheren Zeiten ca. 1.000) – davon überwiegend Mandatsträger und über die Partei finanziell Versorgte – sorgten am zweiten Tag des Landesparteitages dafür, dass alle Vorstandspositionen im Rahmen einer weitestgehend traurigen „Demokratie-Inszenierung“ in Stuttgart relativ reibungslos „durchgewählt“ wurden. Die Wähler in Baden-Württemberg wird dieses dürftige und weitestgehend perspektivlose „Politik-Angebot“ wohl auch weiterhin immer weniger interessieren. Der Abwärtstrend der Partei im Westen wurde somit entgegen den Hoffnungen vieler in Baden-Württemberg nicht gestoppt, der dringend erforderliche Neuanfang klar verpasst.
Wenn sich gerade noch deutlich unter 10% der Mitglieder eines Landesverbandes für ihre Partei und die personelle Besetzung des Landesvorstands interessieren, muss dies ein absolutes Alarmzeichen sein! Folgerichtig ist auch ein immer dynamischer, permanenter Mitgliederabfluss zu beobachten. Wer nicht von der Partei als Angestellter finanziell abhängig ist oder ein gut dotiertes Mandat ausübt, wird immer passiver oder verlässt gar die AfD. Besonders bemerkenswert ist aber, wenn ein „Gründungsmitglied“ aus den Anfangsjahren der Partei die AfD frustriert verlässt – in Baden-Württemberg war dies noch während des laufenden Landesparteitages am Wochenende Hans-Erich Kraft (Mitgliedsnummer: 10862), ein aktives und engagiertes Mitglied seit 2014 ohne persönliche finanzielle Versorgungsambitionen (sein Austrittsschreiben s.u.).
Der Ablauf des Sonntags, der eigentlich auch programmatischen Aussagen dienen sollte, ist schnell erzählt. Aufgrund der Sprecher-Wahlen am Vortag wurden die „Stellvertreter“ unter den „Bürgerlichen“ sowie dem Tandem Sänze-Frohnmaier im Vorfeld ausgekungelt – Klos (66,67%), Jongen (61,68%) und Stein (84%) traten dann beschämenderweise ohne Gegenkandidaten zur Wahl an. Dieses demokratie-unwürdige Schauspiel setzte sich dann auch beim Schatzmeister (Hörner, 71,35%) sowie dem stellvertretenden Schatzmeister (Ernst, 72,12%) fort. Erst bei den Beisitzer-Positionen, als das „Weidel-Lager“ bereits erfolgsberauscht den vermeintlichen Sieg feierte, konnten dann doch noch einige patriotisch-konservative Kandidaten als mögliches Korrektiv in den Landesvorstand gewählt werden.
Der erneute „Rechtsruck“ des Landesverbands Baden-Württemberg, wie er gebetsmühlenartig immer wieder von der Systempresse beschworen wird, ist natürlich völliger Blödsinn und pure Propaganda. Vielmehr hat die AfD im „Ländle“ wohl objektiv ihre letzte Chance verpasst, um bei einem ursprünglich starken westlichen Landesverband (einstmals zweistellige Ergebnisse) die dringend erforderliche (personelle) Trendwende einzuleiten und politisch durchzustarten. Ironischerweise könnte sich damit die düstere Prognose des ausgeschiedenen Ex-Bundessprechers Jörg („Spenden“-) Meuthen ausgerechnet in seinem ehemaligen Heimatverband entschieden haben: Die AfD bleibt im Westen weiterhin bedeutungslos (z.B. NRW, Schleswig-Holstein, Niedersachsen) bzw. verliert weiterhin an Bedeutung (neben Baden-Württemberg insbesondere Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen) und wird perspektivisch zur „Lega Ost“, also einer ostdeutschen Protest-Partei ohne bundesweite Relevanz. Der Traum von einer „Volkspartei“ ist ausserhalb der „blauen Blase“ ohnehin längst ausgeträumt.
Was man allerdings in der Tat nach diesen beiden Tagen in Stuttgart als objektiver Beobachter feststellen muss, ist – wie schon zuvor in anderen ausgewiesen erfolglosen Landesverbänden wie NRW – eine vermehrte und jetzt auch offen für Jedermann sichtbare Proletarisierung der Partei. Die Person des neuen Landessprechers und berufslosen Studienabbrechers Markus Frohnmaier ist sichtbarer und in seinen verbalen Äusserungen auch hörbarer Ausdruck dafür. Der tatsächlich „bürgerliche“ Emil Sänze, der mit Unterstützung des patriotisch-konservativen Lagers noch als Co-Sprecher gewählt wurde, wird diese intellektuellen Defizite seines Kollegen und ehemaligen Petry-Mitarbeiters sowie zuletzt Weidel-Getreuen in der Zusammenarbeit schneller kennenlernen als ihm lieb sein dürfte.
Ebenso bedenklich ist auch in Baden-Württemberg wie in vielen anderen Verbänden ebenso der immer stärker zunehmende Einfluss der sog. „Jungen Alternative“ (JA) auf Ämter und Mandate der „Mutterpartei“ – eine dubiose „Jugendorganisation“, die mittlerweile mehrheitlich von bekannten Rechtsradikalen bzw. Rechtsextremisten sowie gewaltbereiten Teilen des „Burschenschaftler-Milieus“ gezielt unterwandert wurde. Und sich immer stärker in Ämter, Funktionen und Mandate der AfD förmlich hineinfrisst. Im Umfeld dieser leistungslosen „Pöbel- und Proleten-Truppe“ werden zudem zahlreiche Rechtsradikale sowie einschlägig vorbestrafte Rechtsextremisten als angebliche Mitarbeiter „beschäftigt“. Nicht umsonst stellen breite Teile der „JA“ den wesentlichen Grund dar, dass der Verfassungsschutz (VS) zahlreiche Ansatzpunkte für Demokratie- und Verfassungsfeindlichkeit innerhalb der AfD feststellt. Und das völlig zu Recht!
Jede Partei benötigt selbstverständlich dringend eine engagierte und aktive Jugendorganisation, um sich nachhaltig für die Zukunft aufzustellen. Gerade bei einer ehemals als „Alternative für Deutschland“ geltenden Partei ist dieser Umstand existenziell. Kontra-produktiv ist allerdings eine „Jugendorganisation“, die weitestgehend aus Berufs- bzw. Ausbildungslosen, intellektuell stark Benachteiligten bzw. gewaltbereiten Proleten ohne jedwede Berufs- und Lebenserfahrung besteht. Ein derartiger „gesellschaftlicher Bodensatz“ gefährdet lediglich die parlamentarische Demokratie in Deutschland und wird (kann) keine substanziellen Veränderungen für das deutsche Volk bewirken. Nicht nur Markus Frohnmaier personifiziert im neuen Landesvorstand der AfD Baden-Württemberg leider genau diesen Negativ-Typus, mit dem sich die Partei künftig wohl auch weiterhin im politischen Sinkflug befinden wird. Schon im Herbst grüsst in Niedersachsen die 5%-Hürde – sofern die wieder einmal undemokratisch und rechtswidrig entstandene „Landesliste“ überhaupt zur Landtagswahl zugelassen wird.


